Örtliche Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte VG Ruwer
Hochwasser sind Naturereignisse, die nicht zu vermeiden sind. Sie treten in unterschiedlicher Intensität und Häufigkeit seit jeher auch in der VG Ruwer auf. Jeder von uns muss, vor allem im Winterhalbjahr, mit Hochwasser rechnen.
Starkregen und daraus resultierende Sturzfluten können überall, auch abseits der Fließgewässer, plötzlich auftreten. Durch die Auswirkungen des Klimawandels ist in Zukunft vermehrt mit solch extremen Wetterereignissen, vor allem im Sommerhalbjahr, zu rechnen.
Nachdem die Ortsgemeinden Farschweiler und Lorscheid bereits örtliche Hochwasserschutzkonzepte erstellt haben, werden im Rahmen eines gemeinsamen Projektes von Verbandsgemeinde und der 18 Ortsgemeinden örtliche Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro INCA erstellt. Das Projekt wird vom Land Rheinland-Pfalz gefördert. Ziel ist es, ein flächendeckendes Hochwasser- und Starkregenkonzept für die gesamte Verbandsgemeinde zu erstellen.
Dabei werden im Rahmen dieser Konzepte vor Ort Ziele und konkrete Maßnahmen zur Hochwasservorsorge ausgearbeitet, die sowohl bei Hochwasser von Flüssen und Bächen als auch bei Starkregen effektiv sind. Es wird unterschieden zwischen Maßnahmen im öffentlichen und im privaten Bereich.
Abschlussveranstaltung am 29.11.2022 in Schöndorf
Im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung, die am 29. November2022 in der Sporthalle in Schöndorf stattfand, wurden die zusammengefassten Ergebnisse der örtlichen Starkregen- und Hochwasservorsorgekonzepte der Ortsgemeinden in der Verbandsgemeinde Ruwer vorgestellt. Seit August 2020 haben 18 der 20 Gemeinden an der Konzepterstellung gearbeitet. Die Gemeinden Farschweiler und Lorscheid hatten anlässlich von Starkregenereignissen bereits 2017/2018 ihre Konzepte erstellt. Grundlage für die Konzepte bilden jeweils eine Ortsbegehung und die Ergebnisse der Bürgerworkshops, zu denen die jeweilige Ortsgemeinde die Mitglieder der örtlichen Feuerwehr und Bürgerinnen und Bürgern eingeladen hatten. Die Bürgerworkshops fanden in der Zeit von September 2021 bis Juli 2022 statt. Die Ergebnisse wurden durch fachliche Expertisen und aktuelle Erkenntnisse in den Bereichen Hochwasser- und Starkregenvorsorge durch Herrn Mark Bailey vom Begleitbüro INCA ergänzt. Herr Bailey gab im Rahmen der Abschlussveranstaltung nochmals einen Überblick über den Projektverlauf und einen Ausblick auf die Umsetzung der Konzepte. Herr Rainer Jodes von der SGD Nord informierte ergänzend über den Sachstand und die Erfahrungen von örtlichen Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte in Rheinland-Pfalz, den Weg vom Konzept zur Vorsorge sowie über Fördermöglichkeiten von konkreten Schutzmaßnahmen. Er stellte fest, dass die Verbandsgemeinde Ruwer eine der wenigen Kommunen ist, in der flächendeckend Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte erstellt wurden. Er sieht hier eine solide Ausgangslage zum Ausbau des Hochwasser- und Starkregenschutzes.
Die Kosten für das Projekt Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte der Ortsgemeinden in der Verbandsgemeinde Ruwer belaufen sich auf rd. 228.000 €. Das Land fördert das Projekt zu 90 % über die Aktion Blau Plus. Der verbleibende Betrag wird je zur Hälfte von der Verbandsgemeinde und den Ortsgemeinden getragen.
Bürgermeisterin Stephanie Nickels wies nochmals auf die pandemiebedingte Verzögerung bei der Konzepterstellung hin und dankte allen, die bei der Konzepterstellung mitgewirkt haben, Herrn Bailey vom Begleitbüro INCA, Herrn Wagner von der Verbandsgemeindeverwaltung und Herrn Jodes für die Landesförderung. Mit dem Erstellen und der Übergabe der Konzepte an die Vertreterinnen und Vertreter der Ortsgemeinden ist der Schutz aber noch nicht vorhanden. Aufgabe ist es nun, den wirkungsvollen Schutz mit Hilfe der Konzepte in konkreten Maßnahmen zu realisieren. Wie aus den Konzepten hervorgeht, ist der Starkregen- und Hochwasserschutz wirkungsvoll realisierbar, wenn alle Akteure, Ortsgemeinde, Verbandsgemeinde, Landkreis, Feuerwehr, Forst, Land sowie Bürgerinnen und Bürger gemeinsam ihre Aufgaben und Verantwortung wahrnehmen. Die Ortsgemeinden werden über die weitere Vorgehensweise in den Gemeinderäten beraten und beschließen. Frau Nickels sagte den Ortsgemeinden die Unterstützung der Verwaltung bei der Umsetzung zu.
Bürgerworkshops
2. Bürgerworkshops
Im Rahmen des Projektes „Örtliche Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte für 18 Ortsgemeinden in der Verbandsgemeinde Ruwer“ haben die zweiten Bürgerworkshops erfolgreich stattgefunden. In diesen wurde der Konzeptentwurf mit detaillierter Vorstellung der erarbeiteten Maßnahmenvorschläge präsentiert sowie durch die Teilnehmer mitunter sehr konstruktiv kommentiert und diskutiert.
Nach den Ortsbegehungen wurde der Handlungsbedarf in der Hochwasser- und Starkregenvorsorge, u.a. aufgrund einer ergänzenden Defizitanalyse nach den ersten Bürgerworkshops, mit den neu hinzugewonnenen Erkenntnissen vervollständigt.
Die, in Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeiteten, Lösungsvorschläge wurden im Vorfeld der Veranstaltung geprüft und die aufgezeigten Problempunkte analysiert. Das Ingenieurbüro INCA hat mit den hinzugewonnenen Erkenntnissen Maßnahmenvorschläge für die Risikobereiche in den einzelnen Ortslagen unter Berücksichtigung der Wirksamkeit sowie der Wirtschaftlichkeit entwickelt und in den zweiten Bürgerworkshops ausführlich vorgestellt sowie bedarfsweise erläutert, sollten eingebrachte Ideen aus den Workshops ggf. nicht umgesetzt werden können.
Hierbei wurde detailliert eingegangen auf
● Maßnahmen zur privaten Hochwasservorsorge
● Öffentliche Maßnahmen zur Hochwasservorsorge
Den allgemeinen Teil der Präsentation aus den zweiten Bürgerworkshops finden Sie nebenstehend. Die gesamte Präsentation wird den Ortsvorstehern zur Verfügung gestellt.
1. Bürgerworkshops
Bei den 1. Bürgerworkshops, die vom 02.09.2021 bis zum 04.11.2021 stattfanden, konnten sich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger aktiv in die Bearbeitung der örtlichen Hochwasser- und Starkregenvorsorge einbringen.
In einem Einführungsvortrag vom Ingenieurbüro INCA mit allgemeinen Informationen zur Hochwasser- und Starkregenvorsorge mit Schwerpunkt auf der Eigenvorsorge wurden anhand von Kartenmaterial einzelne Gefährdungsschwerpunkte hinsichtlich Flusshochwasser und Starkregen erläutert. Dabei sind in den vom Ingenieurbüro INCA erstellten Karten, zur Veranschaulichung der Gefahrenpotentiale, zum einen die Hochwasser- und Starkregengefahrenkarten und zum anderen die Ergebnisse aus den Ortsbegehungen, die 2020 stattgefunden haben, dargestellt.
Im anschließenden Workshopteil wurde in Gruppenarbeit an den Karten gearbeitet und vom betreuenden Ingenieurbüro Fragen beantwortet sowie Anregungen und Maßnahmenvorschläge aufgenommen. Dabei wurden vielfältige Problemstellungen angesprochen, welche in der weiteren Bearbeitung der örtlichen Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte mit den zuständigen Stellen (Ortsgemeinden, VG, VG Werke, LBM, DLR etc.) geklärt und bei der Maßnahmenentwicklung berücksichtigt werden sollen.
Generell wurden folgende Punkte gehäuft angesprochen:
- Zufließendes Wasser aus den Außengebieten
- Erosion in den Außengebieten
- Kanalkapazität
- Straßenreinigungspflicht
- Reinigung Kanaleinläufe/Sinkkästen
- Kanalrückstau
- Auswirkungen von Neubaugebieten auf oberflächige Abflüsse und das Kanalnetz.
Wir bedanken uns bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die trotz der Durchführung unter Pandemiebedingungen, aktiv an den Workshops mitgearbeitet haben. Insbesondere möchten wir uns auch bei den Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeistern sowie Herrn Girndt von den Stadtwerken Trier bedanken, der beim Bürgerworkshop in Riveris mit seiner Expertise für Fragen zur Riveristalsperre zur Verfügung stand.
Ortsbegehungen
Vom 01.09.2020 bis zum 13.10.2020 fanden in den 18 zu bearbeitenden Gemeinden der Verbandsgemeinde Ruwer Ortsbegehungen statt, bei denen in Zusammenarbeit mit einem Vertreter der Verbandsgemeinde, Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeistern, Wehrführerinnen und Wehrführern, Gemeindearbeiterinnen und Gemeindearbeitern sowie ortskundigen Privatpersonen Schwerpunkte hinsichtlich der Hochwasser- und Starkregengefährdung untersucht und dokumentiert wurden.
Dabei wurde sich zum einen auf, die im Vorfeld durch die Ortsgemeinden mitgeteilten, Schadenspunkte vergangener Ereignisse, zum anderen durch Auswertung des vorhandenen Kartenmaterials identifizierte mögliche Schadstellen konzentriert.
Auf folgende Punkte wurde dabei im Besonderen eingegangen:
- Einsatzstellen der Feuerwehr bei vergangenen Ereignissen
- Geschädigte bzw. besonders bedrohte Objekte
- Brücken, Verrohrungen, Engstellen, kritische Abflusswege
- Übergänge von Außengebieten zur Bebauung (Wege, Sandfänge, Einläufe)
- Kapazität des Kanalnetzes
- Sichtung bestehender Rückhalteeinrichtungen
- Kritische Tiefpunkte, Muldenlagen in der Ortslage
Aufbauend auf der Grundlagenermittlung und der Bestandsaufnahme konnte sich so in Vorbereitung auf die Bürgerworkshops ein umfassender Überblick über die Überflutungssituation vor Ort bei Flusshochwasser und Starkregen gemacht und die im Vorfeld identifizierten kritischen Punkte konkretisiert werden.
Wir möchten uns bei allen Personen bedanken, die, auch bei teils ungünstigen Wetterverhältnissen und Pandemiebedingungen, an den Ortsbegehungen teilgenommen sowie sich aktiv an der Bearbeitung des Konzeptes beteiligt haben.
Auftaktveranstaltung
Am 20.08.2020 fand die gemeinsame Auftaktveranstaltung für die 18 örtlichen Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte in der Verbandsgemeinde Ruwer statt. Der Einladung der Verbandsgemeinde in die Hochwaldhalle nach Osburg sind rund 100 Bürgerinnen und Bürger gefolgt. Nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Stephanie Nickels führte Dr. Rita Ley vom rheinland-pfälzischen Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge (IBH) in die Thematik ein. Dabei wurden die allgemeinen Auswirkungen von Flusshochwasser sowie Starkregen erläutert und die Entwicklung der letzten Jahre verdeutlich. Darüber hinaus wurde die Strategie des Landes Rheinland-Pfalz vorgestellt, die die Aufstellung von Örtlichen Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepten flächendeckend für Rheinland-Pfalz mit ortsspezifischen Maßnahmenvorschlägen vorsieht.
Im Anschluss präsentierten Herr Bailey und Herr Eiden vom Ingenieurbüro INCA aus Niederanven allgemeine Hinweise zur Starkregen- und Hochwasservorsorge und gingen auf das Starkregenereignis vom 12.08.2020 im unteren Ruwertal ein. Anschließend stellten sie das Vorgehen bei der Erstellung der örtlichen Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte und den Ablauf der Bürgerbeteiligung dar. Alle anwesenden Bürgerinnen und Bürger wurden motiviert, sich an der Aufstellung der Konzepte zu beteiligen und aktiv an der Verbesserung der Hochwasser- und Starkregenvorsorge mitzuarbeiten.
Im September und Oktober 2020 werden Ortsbegehungen in den 18 zu untersuchenden Ortsgemeinden der VG Ruwer durchgeführt, um sich einen Überblick über die Überflutungssituation vor Ort bei Flusshochwasser und Starkregen machen zu können und um die im Vorfeld identifizierten kritischen Punkte zu bestätigen und zu konkretisieren.
Von Januar bis März 2021 folgen dann voraussichtlich die Bürgerworkshops, bei denen die relevanten Bereiche der Hochwasser- und Starkregengefahrenkarten ausführlich erläutert, die möglichen Auswirkungen von Flusshochwasser und Starkregenereignissen aufgezeigt sowie adäquate Maßnahmen zum Umgang mit solchen Ereignissen gemeinsam mit der Bevölkerung diskutiert und erarbeitet werden. Auch werden von INCA in Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern die Ergebnisse der Ortsbegehungen und der Grundlagenermittlung validiert.
Weitere Informationen zur Starkregen- und Hochwasservorsorge
Kontakt:
INCA Ingénieurs Conseils Associés
47, rue Gabriel Lippmann
L-6947 Niederanven
Tel: +352 42 68 90-1
www.inca.lu
Mail:
mark.bailey@inca.lu