Windräder auf einem Feld

Klimaschutzkonzept der Verbandsgemeinde

Klimaschutzkonzept der Verbandsgemeinde Ruwer

In der Verbandsgemeinderatssitzung vom 27.03.2024 wurde das Klimaschutzkonzept der Verbandsgemeinde Ruwer von Klimaschutzmanager Michael Reuter vorgestellt. Das umfangreiche Werk, bestehend aus 155-Seiten, unterstreicht das Ziel der Verbandsgemeinde, noch entschlossener im Bereich Klimaschutz voranzuschreiten und einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Landes- und Bundesziele zur Treibhausgasneutralität zu leisten.

  • Klimaschutzkonzept der Verbandsgemeinde Ruwer - Informationen und Download

    Das Konzept basiert auf einer detaillierten Energie- und Treibhausgasbilanz, die die Energieverbräuche und korrespondierenden Energieträger der Sektoren private Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistung (GHD), kommunale Einrichtungen und Verkehr darstellt.

    Anhand dieser Analyse wurden in Verbindung mit den sich lokal bietenden Potentialen zur Energieerzeugung und –einsparung zwei Zielszenarien erstellt.

    Der durchschnittliche Energieverbrauch in der Verbandsgemeinde beträgt jährlich rund 401.000 MWh. Hier stellen die beiden Sektoren Haushalte (59 %) und Verkehr (32 %) den größten Anteil dar. Die Hauptenergieträger sind fossile Brennstoffe wie Heizöl, Erd-und Flüssiggas, sowie Treibstoffe. Eine weitere bedeutende Rolle insbesondere in vielen Haushalten und kommunalen Einrichtungen spielt Biomasse mit einem Anteil von 15%. 11,6 % der verbrauchten Endenergie entfallen auf den Strombedarf der Verbandsgemeinde.

    Aufgrund des hohen Anteils fossiler Brennstoffe fallen die Emissionen entsprechend hoch aus. Insgesamt werden in der Verbandsgemeinde jährlich etwa 113.000 Tonnen CO² ausgestoßen, was einer pro-Kopf-Emission von 5,65 Tonnen entspricht.

    Die Emissionen, die durch den Strombedarf verursacht werden, werden gemäß einer einheitlichen Bilanzierungssystematik mit den Emissionsfaktoren des Bundesstrommixes berechnet. Aufgrund des Kohleanteils im Strommix fallen diese Emissionen entsprechend hoch aus.

    Die tatsächlichen Emissionswerte liegen aufgrund des hohen Anteils an lokal erzeugtem Strom deutlich niedriger. Durch den frühzeitigen Ausbau von Windkraftanlagen wird bereits mehr Strom erzeugt, als verbraucht wird. Windkraftanlagen tragen derzeit mit 83 % zur Stromerzeugung bei, gefolgt von Photovoltaik mit 16 %. Weitere Ausbaumöglichkeiten werden derzeit geprüft.

    Erforderliche Einsparpotentiale zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen basieren sowohl auf der Einsparung von Energie selbst als auch auf der Substitution von Energieträgern. Die Verdrängung fossiler Energien erfolgt vor allem durch den verstärkten Einsatz strombasierter Technologien, weshalb sich der Strombedarf bis zum Jahr 2045 verdoppeln könnte.

    Um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, sind sowohl Einsparungen im Energieverbrauch als auch die Substitution von Energieträgern erforderlich. Zu diesem Zweck wurden insgesamt 21 Maßnahmen in den Bereichen Verkehr, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD), private Haushalte, erneuerbare Energien sowie der Verwaltung definiert. Die Maßnahmen zielen darauf ab, Energien einzusparen und klimaschädliche Energieträger durch erneuerbare und umweltfreundlichere Alternativen zu ersetzen.

    Ein besonders großes Potential liegt im weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der zu erwartende Mehrbedarf an Energie soll durch eigene Energieerzeugung kompensiert werden. Durch die Eigennutzung der Stromerträge können große Mengen CO­2 eingespart und die eigene Versorgungssicherheit aufrechterhalten werden. Die bisher in der Verbandsgemeinde etablierten EEG-Anlagen befinden sich vollständig in privater Hand. Die VG wird sich zukünftig aktiv am weiteren, notwendigen Ausbau erneuerbarer Energien beteiligen. Dazu wurde bereits zusammen mit 18 Ortsgemeinden eine Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet.

    Durch diese Beteiligung profitieren die Kommunen der VG erstmals direkt vom Ausbau und die gesamte regionale Wertschöpfung wird gesteigert.

    Im weiteren kommunalen Umfeld sollen in den Bereichen Beschaffung und Planung, IT sowie der Sanierung eigener Liegenschaften Energien eingespart werden. Viele Maßnahmen, wie beispielsweise die energetische Optimierung des Klärwerks und des Freibads sowie die systematische Umrüstung der Straßenbeleuchtung befinden sich bereits in der Planungs- oder Umsetzungsphase. Weitere Projekte werden sich zukünftig daran anschließen.

    Im Bereich Mobilität sollen die Rahmenbedingungen durch den Ausbau der öffentlichen Ladesäuleninfrastruktur, insbesondere mit Blick auf fehlende Schnellladepunkte, einer Erweiterung des Carsharing-Angebots und einer weiteren Förderung des Radverkehrs gestärkt werden.

    Für die Sektoren Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sowie private Haushalte werden die Informationsangebote weiter ausgebaut. Aktuell informiert die VG-Webseite bereits über verschiedene Energieeinsparpotenziale im privaten Umfeld. Im Januar fand darüber hinaus die erste Bürgerinformationsveranstaltung zum Gebäudeenergiegesetz in Verbindung mit dem Wärmeplanungsgesetz statt. Durch die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung erhalten Bürgerinnen und Bürger eine weitere Entscheidungsgrundlage für eine mögliche Umstellung ihrer Heizungssysteme.

    Mit der Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzepts trägt die Verbandsgemeinde Ruwer maßgeblich zur Erreichung des übergeordneten Ziels der Treibhausgasneutralität bis 2045 bei.

    Das Integrierte Klimaschutzkonzept kann im Folgenden heruntergeladen werden.

  • Auftaktveranstaltung „Klimaschutz in der Verbandsgemeinde Ruwer“

    Um das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, die globale Erderwärmung auf maximal 2 Grad zu begrenzen, hat sich das Land Rheinland – Pfalz zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 treibhausneutral zu werden. Das bedeutet, dass nur so viele Treibhausgase wie CO2 oder Methan ausgestoßen werden dürfen, wie der Atmosphäre wieder entzogen werden.

    Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, kommt den Kommunen eine bedeutende Rolle zu. Sie müssen die notwendigen Maßnahmen planen und umsetzen.

    Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch in der VG Ruwer deutlich spürbar. Trotz des relativ feuchten Frühjahrs sind die Bodenwasserspeicher nicht ausreichend gefüllt, sodass die Vegetation bereits jetzt zur Trockenheit neigt. Damit steigt auch in diesem Jahr die Waldbrandgefahr auf ein hohes Niveau und bedroht die ohnehin durch den Klimawandel geschwächten Wälder. Trockene Böden und veränderte Wetterzyklen erhöhen auch die Gefahr von Sturzfluten.

    Diese veränderten Bedingungen erfordern eine systematische Herangehensweise, weshalb sich die Verbandsgemeinde Ruwer bereits vor zwei Jahren dazu entschlossen hat, ein Klimaschutzmanagement einzurichten. Nach Eingang der Förderzusage wurde im Oktober letzten Jahres die geförderte Personalstelle des Klimaschutzmanagers in der Verbandsgemeinde Ruwer durch Herrn Michael Reuter besetzt. 

    Ein wichtiges Ziel des zweijährigen Förderzeitraums ist das Erarbeiten eines Klimaschutzkonzeptes für die Verbandsgemeinde und Ortsgemeinden. Hier sollen geeignete Maßnahmen entwickelt werden, die einerseits dazu beitragen Treibhausgase einzusparen und andererseits den veränderten klimatischen Bedingungen gerecht werden.

    Im Rahmen der Auftaktveranstaltung „Klimaschutz in der VG Ruwer“ wurden den Bürgerinnen und Bürgern die Treibhausbilanz für die Verbandsgemeinde Ruwer vorgestellt.

    Für die Jahre 2018 - 2020 wurden der gesamte Energiebedarf der Verbandsgemeinde sowie die damit verbundenen Emissionen bilanziert. Die beiden Sektoren „private Haushalte“ und „Verkehr“ haben mit insgesamt 89 Prozent (private Haushalte 53 %, Verkehr 36%) den größten Anteil an den Gesamtemissionen. Treiber bei den Haushalten ist die Wärmebereitstellung, die in der Verbandsgemeinde noch zu 80% auf fossilen Energieträgern basiert. Andererseits wird durch den bereits erfolgten Ausbau der erneuerbaren Energien in der Verbandsgemeinde Ruwer im Jahr 2020 erstmals mehr Strom erzeugt, als im gesamten Jahr verbraucht wird. Dieser Strom wird zu 82 % durch Windkraftanlagen und zu 17 % durch Photovoltaikanlagen erzeugt. Das ist eine gute Ausgangsbasis. Ziel der Kommunen ist es, die Energieversorgung regional zu sichern und mit zu gestalten.

    Die Wärmeversorgung wird in Zukunft, wie viele andere Bereiche auch, strombasiert sein. Daher wird der Strombedarf auch in der Verbandsgemeinde kontinuierlich steigen. Bei besonders ambitionierten Klimaschutzbemühungen, die mit einer Reduktion der Treibhausgasemissionen um 90 % bis zum Zieljahr 2040 einhergehen, wird sich der Strombedarf verdoppeln. Deshalb sollen die erneuerbaren Energien, vor allem Windkraft und Photovoltaik, weiter ausgebaut werden. Die Teilfortschreibung des Flächennutzungsplans für Freiflächen-Photovoltaik in der Verbandsgemeinde Ruwer ist in Arbeit und soll bis spätestens Anfang 2024 dem Rat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

    Im Rahmen der Veranstaltung hatten die Teilnehmenden auch die Möglichkeit, ihre Ideen zu den Themen Strom, Wärme und Verkehr in den Prozess einzubringen. Die Anregungen deckten sich zu einem großen Teil mit den von der Verbandsgemeinde bereits angestoßenen Projekten:

     

    Strom

    Wärme

    Verkehr

    Ausbau der Anlagen (Freiflächen PV, Dach-PV öffentliche Liegenschaften, WKA)

    Komm. Energieberater

    Privates Car-Sharing

    Potentialermittlung Dach-PV Gebäude in VG

    Betriebsgesellschaft gründen

    Bürgerbus / Rufbusausbau

    Neue Prüfung geeigneter Standorte für WKA im Hinblick auf geänderte Bedingungen

    Speichermöglichkeit prüfen (z.B. Eisspeicher)

    Schnellverbindungen im ÖPNV und Ruwertal nach Hermeskeil

    Fortschreibung Flächennutzungsplan

    Machbarkeitsstudie Wärmenetze

    Kommunale E-Bike – Förderung

    Statusanfrage zum Netzausbau beim Netzbetreiber

    Abwasserwärmenutzung

    Trennung Auto – und Radverkehr

    Monitoring Verbraucher eigener Liegenschaften

    Geothermie

    Mitfahrer-App

     

    Quartierskonzepte und Sanierungsmanagement

    Busgröße verkleinern

     

    Individueller Heizungstausch

    Ladesäulen an Startpunkten von Traumschleifen

     

    Energiemanagement (sachgerechter Betrieb öffentlicher Liegenschaften

    Land- und Forstwirtschaftliche Wege für Radverkehr ausbauen/ausweisen

     

    Sanierung öffentlicher Gebäude (Prioritätensetzung)

    Allgemeiner Ausbau und Etablierung von Radwegen

    In den Bereichen Strom und Wärme hat die Verbandsgemeinde bereits über 80 % der genannten Maßnahmen auf den Weg gebracht. 
    Damit verfolgt die Verbandsgemeinde verschiedene Ansätze, um einerseits systematisch Energie einzusparen und andererseits auf der Erzeugungsseite die erneuerbaren Energien auszubauen und weitere Potenziale wie z.B. Wärmequellen zu nutzen.

    Die Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen auch im weiteren Bearbeitungsprozess des Klimaschutzkonzeptes die Möglichkeit zu nutzen, ihre Anliegen und Themen einzubringen.

    In Zukunft sind weitere Bürgerinformationsveranstaltungen und Beteiligungsformate geplant.

    Die Verbandsgemeinde lädt herzlich zur aktiven Mitarbeit ein. Nur gemeinsam können wir diese große Herausforderung bewältigen.